Heutzutage bedeutet die Zeit vor Weihnachten für viele Menschen Stress. Dass die Geschenkespirale sich immer weiter in die Höhe windet, sorgt nicht nur für Einkaufsstress, sondern auch für immer höher wachsende Geschenkeberge unter dem Weihnachtsbaum.

Vorbereitungen für den Weihnachtsabend

Das Outfit am Weihnachtsabend muss perfekt sein, der Baum kerzengerade. Das Silber poliert, die Gans köstlich und alle fröhlich. Alles in allem der perfekte Weihnachtsabend. Oftmals endet er, wenn er so durchgeplant wird, mit Unstimmigkeiten und Frust, denn die Erwartungen werden so manches Mal viel zu hoch angesetzt. Im September stehen die Weihnachtssüßigkeiten in den Regalen, so dass in der Weihnachtszeit die Besonderheit schon fast verlorengegangen ist.
Nachdem ich letztens eine Checkliste ab August für Weihnachten in die Finger bekommen habe, wo mir erklärt wurde, wann ich welche Dinge zu erledigen habe, um den perfekten Heiligen Abend auszurichten, konnte ich nicht mehr. Ich rief meine Mutter an und bat sie mir zu erzählen, wie sie als Kind Weihnachten erlebt hat.
gedeckter Tisch

Weihnachten in der damaligen Zeit

Meine Mutter war 9 Jahre alt und der Krieg war gerade vorbei. Sie lebte mit ihren 5 Geschwistern in Berlin Friedrichshain. Ab 1946 waren es dann 6 Geschwister. Wer in dieser Zeit einen Weihnachtsbaum bekommen konnte, war sehr froh. An ihm wurden dann, wenn möglich, selbstgebackene Kekse und Bänder gehangen. Leider gab es nicht nur diese Weihnachtsbäume. Meine Mutter erinnerte sich an Flugzeuge, die „Weihnachtsbäume“ genannt wurden. Diese hatten Lichter, in deren Nähe dann die Bomben abgeworfen wurden. Weihnachten, so meine Mutter, war schon, wenn man aus dem Luftschutzkeller kam und das Haus noch stand. Rundherum brannte alles, aber das von ihnen bewohnte Haus stand noch. Am Heiligen Abend gab es einen bunten Teller mit selbstgebackenen Keksen. Eine Besonderheit war es, wenn sogar für jeden ein Apfel dabei war.

Omas Festessen

Meine Oma brachte jeden Monat des Jahres ein wenig Geld zu einem Spielwarenladen, damit sie den Kindern Weihnachten etwas schenken konnte. Bald ging dies nicht mehr, da es den Laden dann nicht mehr gab. Es waren jüdische Ladenbesitzer. Trotz allem schaffte meine Oma es immer irgendwie, ihren 7 Kindern etwas zu schenken. Sie trennte beispielsweise alte Sachen auf und strickte daraus neue Dinge wie Socken und Pullover. Oder aus einer alten grauen Decke wurde ein Wintermantel genäht. Dann am Heiligen Abend saßen dann alle zusammen und es gab, wenn möglich, etwas Schöneres als sonst zu essen. Glück war es, wenn es Kartoffeln gab. Dann gab es Kartoffeln mit Mehlstippe. Oder um die Ecke gab es einen Laden, dort wurde Suppengrün verkauft. Ein Bund 2,50. Daraus wurde Suppe gemacht. Manchmal gab es auch falsches Schmalz aus Fett und Mehl. Man bedenke, dass es sich hierbei um ein besonderes Festessen handelte, bei dem man froh war, wenn man es ermöglichen konnte. Aber eins ist noch ähnlich wie heute. Jedes Kind musste ein Gedicht aufsagen.

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